Der Doktor empfiehlt
Gedanken von Herrn Dr. med. Georg Brunn, Arzt in Bingerbrück
Die Lage in Deutschland und in unserer Region schätze ich als stabilisiert ein und möchte zur Gelassenheit unter Vorsicht raten. Auf keinen Fall ist Panik angebracht.
Der Shutdown war richtig, um eine zu schnelle und zu starke Ausbreitung zu verhindern.
Nun ist dieses Zwischenziel erreicht, die medizinische Kapazität in Deutschland ist nicht ausgereizt, was man auch in Bingen daran erkennen kann, dass das Heilig-Geist-Hospital in wirtschaftliche Schieflage gerät wegen einer zu geringen Auslastung mit Corona-Patienten.
Nun nehmen auch die Kollateralschäden in vielen Bereichen der Gesellschaft durch den Shutdown zu. Im medizinischen Bereich konnten wichtige Behandlungen nicht zeitgerecht durchgeführt werden, weil die Kliniken Kapazitäten für Corona-Patienten freigehalten haben, die gottlob in dieser Anzahl nicht ausgelastet wurden.
Weitere Lockerungen sind deshalb meiner Einschätzung nach dringend geboten. Die Kapazitäten im Gesundheitswesen werden so schnell nicht ausgereizt sein.
Alleine schon die Öffnung von Kindergärten und Schulen muss dringend vorangetrieben werden: zur notwendigen Bildung und zum besseren Schutz der Kinder.
Natürlich wird es immer wieder zum Anstieg von Infektionszahlen kommen bis ein Impfstoff flächendeckend zur Verfügung steht. Um aber bei einer weiteren Öffnung nicht wieder einen zu starken Ausbruch zu riskieren, sind das Abstandsgebot und die Maskenpflicht weiter sinnvoll und geboten.
Inzwischen ist für meine Praxis der Nachschub an Schutzkleidung besser geworden, zu Beginn der Krise im März gab es einen absoluten Mangel. Ich hatte zum Glück gerade noch rechtzeitig so viel Schutzkleidung bekommen, dass ich die kritische Zeit überbrücken konnte.
So konnten wir ab dem 16.März eine spezielle Infektionssprechstunde einrichten, in der wir in Vollschutzanzügen gekleidet sind. Die normale Sprechstunde ist seitdem frei von Infektionspatienten. In der Infektionssprechstunde machen wir auch Corona-Tests und meine Praxis wurde als Corona-Praxis von der kassenärztlichen Vereinigung anerkannt.
Bei rückläufigen Patientenzahlen in der Corona-Krise kann ich Sie, liebe Leser*innen, beruhigen: Sie sind in der Sprechstunde sicherer, als wenn Sie einkaufen gehen. Gehen sie beruhigt in die Arztpraxen, wenn Sie den Bedarf haben, denn Sie sind sicher. |