Heimatverein Bingerbrück Bingerbrück an Rhein und Nahe - das Tor zum Mittelrhein

Weihnachten 2020

Für guten Journalismus im Stadtteil links der Nahe

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

diese Ausgabe ist die letzte für 2020.

Für diese traf ich Ralf Lippert und Sabine Wahler, die beiden Vorsitzenden des neugegründeten Stadtteilvereins. Ich fragte nach, worin sich der Verein momentan befindet und was seine nächsten Schritte sind. Antworten lesen Sie hier im Newsletter.

Zudem gibt es eine Pressemitteilung des „Arbeitskreis Jüdisches Bingen“, mit dem der Heimatverein freundschaftlich verbunden ist. Aus diesem Grunde veröffentliche ich gerne die Mitteilung, die einen ausführlichen Einblick in die Arbeit des Vereins gibt.

Sophie Büchner, neben Juliane Rohrbacher Teil des Quartiersmanagements, steuerte einen lesenswerten Bericht zur Baustelle im Alten Rathaus bei, der den aktuellen Baustellenstand präzise aufzeigt.

Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank für Ihr Interesse in diesem Jahr am „Newsletter für Bingerbrück“! Ihnen wünsche ich im Namen des Heimatvereins und der Stadtteilzeitung „Neues aus Kaltnaggisch“ ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins Jahr 2021. Bleiben Sie gesund und achten Sie auf sich selbst und andere mit den AHA+L-Regeln.

Ich hoffe, Sie federführend gut informiert zu haben mit dem Newsletter und seinen elf diesjährigen Ausgaben.

Herzlichst

Ihr Noel Firmenich

Federführender Redakteur „Newsletter für Bingerbrück“ und Redakteur für „Neues aus Kaltnaggisch“

„Die Bürgerinitiative gegen Antisemitismus“

Hermann-Josef Gundlach zehn Jahre Vorsitzender des „Arbeitskreis Jüdisches Bingen“

Von Luise Lutterbach (Arbeitskreis Jüdisches Bingen)

Als Hermann-Josef Gundlach zum neuen Vorsitzenden des Arbeitskreises Jüdisches Bingen (kurz: AKJB) gewählt wurde, durfte wohl keiner in Bingen geahnt haben, unter welchen weltweiten Herausforderungen sich sein zehntes Amtsjahr vollziehen würde. Völkisches Querdenken sitzt mittlerweile legitim gewählt in deutschen Parlamenten, kaltschnäuzig und januskopfartig zeigt sich die hässliche Fratze des Antisemitismus, dessen Opfer verhöhnt werden. Entwicklungen, die Hermann-Josef Gundlach nur noch mehr bestätigen und bestärken in dem, was die Ziele des 1998 gegründeten AKJB sind: Erinnern, Gedenken, Verbinden und – mittlerweile hinzugekommen – Mahnen. Der pensionierte Regierungsdirektor im rheinland-pfälzischen Innenministerium, der nun mit dem Ehrenamt des Vorsitzenden einen neuen privaten „Hauptjob“ hat, sieht deshalb auch den AKJB als „Bürgerinitiative gegen Antisemitismus und Rassismus“. Und im wahrsten Sinne des Wortes war es für den überzeugten Katholiken immer wichtig, das Engagement des AKJB auf eine breite Basis zu stellen und die „weißen Blätter der Binger Stadtgeschichte aufzufüllen“. 

Ein verstärktes Auftreten in der Öffentlichkeit schafft Akzeptanz und Wissen um Fakten in der Bevölkerung – beispielsweise durch eine Publikationsreihe zum Binger Judentum, die mittlerweile 13 Bände umfasst. Die „Binger Bürgerinitiative“ ist so im Laufe der Dekade von 50 auf mehr als 180 Mitglieder angewachsen. 

Junge Menschen zu erreichen und zu sensibilisieren ist eines der Hauptanliegen von Hermann-Josef Gundlach. Er ist nicht nur Pate für „Schule ohne Rassismus“, sondern er initiierte zudem eine Kooperation mit der Binger Rochus-Realschule plus. In deren Rahmen befassen sich die Schüler und Schülerinnen mit ihrem Lehrer Marcel Griesang nicht nur theoretisch mit der jüdischen Geschichte Bingens, sondern zeigen auch ganz konkretes Engagement – unter anderem säubern sie die Stolpersteine und den jüdischen Friedhof.

Gesäuberte Stolpersteine – nun glänzen Sie wieder. (Foto: Marcel Griesang)

Der erste Stolperstein in Bingen wurde 2005 verlegt. Mittlerweile sind es 115, die in einem großangelegten multimedialen Projekt auch gemeinsam mit der Rochus-Realschule im Mittelpunkt stehen, das voraussichtlich Ende 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt wird. 

Mit Publikationen zu Feldrabbinern und einer mittelalterlichen Handschrift des Binger Rabbiners Mehler, befinden sich gerade zwei weitere Projekte in der „Pipeline“.

Eine wachsende Bibliothek und eine umfangreiche vom früheren Archivar der Stadt Bingen, Horst-Dieter Kossmann, akribisch zusammengestellte Datenbank zum Thema jüdisches Bingen stehen Interessierten mittlerweile zur Verfügung. Ein vor drei Jahren konzipierter Gang durch das jüdische Bingen lädt zur Spurensuche mitten in der Stadt ein. 

Besonderes Augenmerk des AKJB gilt ebenfalls dem jüdischen Friedhof, dem ältesten Friedhof Bingens. Wer mit Hermann-Josef Gundlach auf einer seiner Führungen durch die Gräberreihen geht, spürt, dass es ihm ein tiefes persönliches Anliegen ist, aufzuzeigen und wachzurütteln. Geografisch gesehen ist der jüdische Friedhof nicht nur einer der schönsten Orte der Stadt, sondern auch von herausragendem historischem Interesse. Eventuell sollen Grabungen erhellen, was mit den ungefähr 90 vermuteten Gräbern geworden ist, die bei einem Erdrutsch verschüttet worden sind.

Hermann-Josef Gundlach auf dem 1570 angelegten jüdischen Friedhof, der zu den schönsten in Rheinland-Pfalz gehört. (Foto: Rainer Lutterbach)

Auch Fundraising und Sponsorensuche gehören zu den vielen Aufgaben eines Vorsitzenden. Und dass Gundlachs „Werbebriefe“ oft auf Gehör stoßen, stimmt nicht nur zufrieden, sondern ermöglicht auch viele Aktivitäten des Arbeitskreises wie etwa die Herausgabe der Bücher, die bei einem geringen Preis mehr als erschwinglich sind.

Wie es weitergeht? „Nun, wie bisher, mit Publikationen, Veranstaltungen und Forschung“, so der AKJB-Vorsitzende.

In neuem Kleid

Im Stadtteilzentrum geht es voran

In der Koblenzer Straße wird weiterhin fleißig an der Entstehung des neuen Stadtteilzentrums gearbeitet. Vor allem in den letzten Wochen ist auf der Baustelle viel passiert, sodass die Räumlichkeiten langsam, aber sicher Gestalt annehmen. Und um den Fortschritt zu sehen, muss man die Baustelle nicht mal unbedingt betreten: Bereits Mitte November konnten von außen die neuen Fenster bestaunt werden, die nach innen viel Licht in das Gebäude lassen. Seit November ist zudem das neue Dach des zukünftigen Stadtteilzentrums fertig, das Wind und Wetter standhält.

Diese Fenster haben ausgedient… 

...und wurden durch neue ersetzt (unten).

Das neue Dach des Stadtteilzentrums; im Hintergrund ist die Hildegard-Gedächtniskirche zu erkennen. 

Nicht nur die Koblenzer Straße hat sich für Weihnachten rausgeputzt, auch die Hausnummer 22 erstrahlt seit kurzem in neuem Glanz: Denn die Fassade ist nun fertiggestellt und lässt das historische Gebäude in neuen Farben leuchten.

Während also das äußere Erscheinungsbild bereits im Endspurt ist, wird im Inneren noch fleißig gewerkelt. Es bleibt also spannend, wie sich das neue Stadtteilzentrum Stück für Stück verändert, um im Sommer eröffnet zu werden. Über alle weiteren Entwicklungen werden Sie bis Sommer immer wieder Informationen erhalten. Eins ist nämlich sicher: In den Winterschlaf geht die Baustelle nicht! 

(Text und Fotos*: Quartiersmanagement) *aufgenommen Ende November

Noch am Anfang, aber zuversichtlich in die Zukunft blickend 

Aktuelles zum Bingerbrücker Stadtteilverein

Seit 1. Oktober hat der Stadtteil westlich der Nahe einen neuen Verein, der sich als eine Anlaufstelle für engagierte Bürger*innen sieht, deren Ideen über die bereits abgedeckten Themen der bisherigen Bingerbrücker Vereinslandschaft hinaus gehen. „Stadtteilverein Bingerbrück e. V.“ – das ist sein Name. Momentan befindet er sich noch in der Gründungsphase. An die Zukunft wird aber schon jetzt gedacht. Über die Gedanken, Ideen und den Status Quo berichtet dieser Artikel.

Von Noel Firmenich

Aktuell müssen einige Formalitäten erledigt werden, bevor der Verein vollständig handlungsfähig ist – und damit seine Gründung vollzogen ist: Die Eintragung in das Vereinsregister dauert noch an, da verschiedene Behörden aufeinander warten müssen. So wartet das Mainzer Amtsgericht auf die Vereinsregisternummer aus Berlin, sodass der Verein nicht ins dortige Register eingetragen werden kann. Deshalb darf der Schatzmeister noch nicht über das Vereinskonto verfügen und Geld auszahlen. Zudem ist es juristisch heikel, ob Vereine ohne Eintragung Spendenquittungen ausstellen dürfen. Daher appelliert Sabine Wahler, zweite Vorsitzende, dass Leute, die spenden wollen, etwas warten sollen, insofern sie eine Quittung dafür möchten. 

Die Vorstandsarbeit läuft währenddessen schon. Die sieben Vorstandsmitglieder lernten sich untereinander kennen. Ralf Lippert, Vorsitzender, findet mit Wahler zusammen, dass die Mitglieder eine gute Mischung aus verschiedenen Ansichten und Perspektiven bilden, die zueinander sehr kollegial ist. Damit könne das Vereinsziel, verschiedene Personen und Gruppen zu vereinen, wiedergefunden werden. Der Verein soll offen sein für alle interessierten Bingerbrücker*innen, sodass sie sich vorstellen können, Vorstandssitzungen öffentlich zu halten. Zurzeit widmen sie sich aber größtenteils der Gründung. „Wegen der Pandemie hat der Verein erschwerte Startbedingungen. Allein die Gründungsversammlung verschob sich um mehr als ein halbes Jahr. Aber auch das Mitgliedergewinnen fällt wegen Corona etwas schwieriger, weil persönliche Begegnungen reduziert werden sollten“, meint Wahler. Lippert ergänzt: „Allerdings gibt es viele potentielle Mitglieder, die wir durch Gespräche sicher dazu ermutigen können, Mitglied des Stadtteilvereins zu werden. Ebenfalls können wir uns eine Vorstellungstour durch die ortsansässigen Vereine oder digitale Veranstaltungen für Interessierte vorstellen, um bekannter zu werden.“

Der Verein in der Bingerbrücker Vereinslandschaft

Wie sieht sich der Stadtteilverein gegenüber anderen Vereinen des Ortes an Rhein und Nahe? „Wir sehen uns als ein weiterer Kooperationspartner, nicht als Konkurrent!“, sagt Lippert, der zugleich Vorsitzender des Ortsvereinsrings ist. Wahler: „Wir möchten nicht anderen Vereinen ihr Angebot wegnehmen, so werden wir bspw. kein zweiter Tischtennisverein. Wenn jemand uns sagt, dass er oder sie ein Tischtennisturnier möchte, dann werden wir ihn an den Sportverein verweisen, der hier eine Tischtennisabteilung betreibt. Wir könnten in Absprache mit dem Sportverein vielleicht zum Turnier beitragen, indem wir bspw. Waffeln dafür backen.“ Lippert findet: „Zudem sind Vorstandsmitglieder anderer Bingerbrücker Vereine Gründungsmitglied des Stadtteilvereins.“ „Unser Ziel ist es Leuten, die sich für den Stadtteil einsetzen möchten und sich in den bisherigen Bingerbrücker Vereinen nicht wiederfinden, den Ort bzw. den Rahmen dafür zu bieten. Wir möchten mit den anderen Vereinen kooperieren. Die Außenbeschallungsanlage, die wir mit Hilfe des Verfügungsfonds anschaffen konnten, ist ein gutes Beispiel hierfür. Denn die möchten wir verleihen“, meinen Wahler und Lippert.

Die Außenbeschallungsanlage wurde erstmalig an der Aktion „Weihnachtsstimmung“ rund um den diesjährigen Weihnachtsbaumverkauf der Freiwilligen Feuerwehr eingesetzt. „Am 12. Dezember wollten wir mit der Feuerwehr den Leuten eine ,Weihnachtsstimmung‘ schenken, weil der Weihnachtsmarkt wegen Corona abgesagt werden musste. Daher verkaufte die Feuerwehr wie gewohnt Hunsrücker Weihnachtsbäume und wir hatten einen Weihnachtsbaum, an dem Weihnachtsdeko angebracht war, an dem Interessierte ihre Deko gegen die vom Baum tauschen konnten. Dabei sorgte die neue Anlage für Weihnachtsmusik“, berichtet Lippert von der ersten Aktion des Stadtteilvereins.

Der Weihnachtsbaumdeko-Tauschbaum (oben) und drei Vorstandsmitglieder bei der Aktion „Weihnachtsstimmung“ (unten). (Fotos: Quartiersmanagement) 

Flyer, die in ganz Bingerbrück verteilt wurden, stellen den neuen Verein kurz vor. Apropos: „Wir möchten uns zudem mit einer eigenen Internetseite präsentieren. Falls jemand Interesse hat, sie zusammen mit dem Vorstand zu gestalten, kann sich gerne an vorstand@bingerbrueck.net wenden“, motiviert Wahler.

Wie der Verein zur Sozialen Stadt steht

Der Stadtteilverein und das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ stehen sehr nah zueinander. Schließlich kam der Wille nach einem Stadtteilverein in der „Lenkungsgruppe“ auf, die über die Realisierung von Verfügungsfonds-Projekten entscheidet. Dort überlegte man lange, wie solche Projekte vorfinanziert werden können – und die Idee des Stadtteilvereins entstand. Das Quartiersmanagement erarbeitete in Abstimmung mit engagierten Bingerbrücker*innen die Vereinssatzung und moderierte die Gründungsversammlung, zu der es ebenfalls einlud.

Die Soziale Stadt sorgt unter anderem für neue Räumlichkeiten im Alten Rathaus. „Diese fördern das Engagement der Bingerbrücker*innen und helfen dabei, ihre Ideen zu verwirklichen. Wir möchten dabei unterstützen, denn (fast) jeder kann mit uns seine Interessen verfolgen – gemeinschaftlich mit den anderen Vereinen Bingerbrücks! Zugezogene wie Eingesessene haben endlich die Chance mit dem Stadtteilzentrum, für Ihr Engagement die nötigen Räumlichkeiten zu finden. Zurzeit gibt es die Idee eines offenen Freitagabendtreffs“, nennt Wahler die neuen Möglichkeiten, die mit dem Stadtteilzentrum entstehen. Fehlende Räumlichkeiten, wie es die jetzt gibt, seien ein großes Defizit für den Ort am Rhein-Nahe-Eck.

Der Stadtteilverein in einem Jahr

Wie stellen sich die zwei Vorsitzenden ihren Verein in einem Jahr vor? „Wir werden mit der Fertigstellung der Baustelle im Alten Rathaus einige Sachen aufs Gleis legen können und viele werden Mitglied des Stadtteilvereins. Ich bin sehr gespannt, was sich um das Stadtteil- und Familienzentrum in Zukunft noch entwickeln wird“, skizziert Lippert seine Vorstellungen. Und Wahler denkt, dass im Verein viel Dynamik herrschen wird, dass er sehr lebendig sein wird und große und kleine Projekte realisiert werden können. Vielleicht kooperiere er ebenfalls mit dem Heimatverein in Sachen Weihnachtsmarkt. Beide sind sich sicher: „Der Verein wird sich entwickeln.“ Durch Corona befinde er sich nur in einer „kreativen Pause“.

Weitere Informationen zum Stadtteilverein erhalten Sie auf bingerbrueck.net.

Trotz der Gründungsphase kann man Mitglied des Stadtteilvereins werden. Falls Sie daran interessiert sind: Zum Mitgliedsantrag. (Bitte klicken)

Ihre Meinung ist gefragt! 

Wir, das Newsletter-Team, möchten gerne stetig den Newsletter verbessern, damit auch Sie zufrieden sind! Dazu brauchen wir Ihre Meinung.

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Schreiben Sie uns an newsletter.bingerbrueck@gmail.com

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Quelle Header-Foto „Weihnachtsgrüße aus Kaltnaggisch“: Quartiersmanagement

Weitere Informationen zum Heimatverein erhalten Sie auf bingerbrueck.de!
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